Christina Block: "Zu viel Druck" – Älteste Tochter spricht über ihre Kindheit (2024)

In der Nacht zu Neujahr erlebten die jüngsten Kinder von Christina Block, 44, ein Horrorszenario, als sie von der Terrasse eines Cafés im dänischen Örtchen Sønderborg von maskierten Unbekannten entführt worden. Zu diesem Zeitpunkt sahen sie sich mit ihrem Vater Stephan Hensel, 49, das Silvesterfeuerwerk an. Wenige Tage später fuhren Polizeibeamte vor der Hamburger Villa der Gesellschafterin der Block Holding vor. Der 10-jährige Sohn und die 13-jährige Tochter hielten sich bei ihrer Mutter auf. Beide wurden dort abgeholt und wieder zu ihrem Vater nach Dänemark gebracht. Der gelernte Banker möchte nun seine Sicht der Dinge schildern – und lässt überraschenderweise seine betroffene Tochter sprechen. Und auch seine Älteste kommt zu Wort. Sie erklärt, warum sie vor zwei Jahren ihr Zuhause in Hamburg verlassen hat.

Christina Blocks jüngste Tochter hat das Wort

Die Wochenzeitung "Zeit" hat sich bei Stephan Hensel angekündigt. Doch nicht nur er ist zu einem Gespräch über die Geschehnisse zum Jahreswechsel bereit. Auf die Reporterin Anne Kunze warten auch die beiden Kinder, die in jener Nacht unglaubliche Ängste durchgestanden haben müssen. Der Ex-Mann von Christina Block lebt mit den beiden Jüngsten und der Ältesten, einer 17-Jährigen, an einem geheimen Ort in Dänemark. Eine weitere 15-jährige Tochter ist bei der Mutter in Hamburg.

Hensel bewohnt zu jenem Zeitpunkt mit seiner zweiten Frau Astrid, ihrem gemeinsamen achtjährigen Kind und den bei ihm lebenden Kindern aus der Beziehung mit Christina Block ein einfaches Apartment, wie man erfährt. Zwei Tische, zwei Sofas, Legosteine auf dem Fliesenboden", schildert Kunze ihre Eindrücke. "So lebt man auf der Flucht", habe Hensel die aktuellen Lebensumstände kommentiert. Er überrascht seine Gästin, die das Interview eigentlich unter vier Augen mit ihm führen möchte. "Die Kinder dürfen dabei sein, sie haben bereits mehrfach aussagen müssen."

Hensel hat nach den jüngsten Vorfällen vorläufig von dänischen Behörden das Sorgerecht für die beiden übertragen bekommen. Somit ist er befugt den Kindern zu erlauben, mit den Medien zu sprechen – unter der Voraussetzung natürlich, dass sie das auch möchten.

Gefesselt und geknebelt: Tochter beschreibt Albtraum-Odyssee

Das 13-jährige Mädchen beginnt zu sprechen. Sie und ihr Bruder seien von den Maskierten übereinander in den Fußraum eines Autos geworfen worden. Mit deutlich hoher Geschwindigkeit sei das Fahrzeug in einen Wald gerast. Dort wurden die Kinder aus dem Auto geholt und mussten offenbar zu Fuß weitergehen. Der 10-Jährige sei zeitweise getragen worden. Beiden Kindern wurden demnach Kapuzen ins Gesicht gezogen. Sie wurden zudem noch gefesselt und geknebelt, berichtet die Tochter. Ihr Kopf sei nach unten gedrückt worden. Einer der Täter habe mit ihr geredet und ihr versichert, dass alles gut werde. Sie kämen zu ihrer Mutter.

Die beiden Kinder seien nach GPS-Trackern durchsucht worden, berichtet das Mädchen. Dabei habe man ihr sogar eine Kette vom Hals gerissen. Auf einem Parkplatz habe ein anderes Fahrzeug auf sie gewartet. In Begleitung von vermummten Personen seien sie daraufhin mehrere Stunden mit einigen Zwischenstopps unterwegs gewesen. Das Ziel wurde offenbar erst am Nachmittag des 1. Januar erreicht – ein Bauernhof, in dem sie in einem unverschlossenen Zimmer hätten ausharren müssen. Gesprächsfetzen auf Englisch seien zu ihr durchgedrungen, erinnert sich die 13-Jährige. Die Nennung der Zahl 15.000 blieb ihr im Gedächtnis.

Am Folgetag seien Christina Block und die bei ihr lebende ältere Schwester dort erschienen. Am Abend seien die Jüngsten mit den beiden in einen Wagen gestiegen. Am Steuer ein maskierter Mann. Angekommen in oder bei Hamburg – das Mädchen ist sich nicht sicher – erfolgte erneut ein Fahrzeugwechsel. Man sei in das Auto eines Verwandten umgestiegen und zum Anwesen der Mutter gefahren.

Den Ermittelnden obliegt nun die Bewertung dieses Berichts der 13-Jährigen.

"Es ging einfach nicht mehr"

Es spricht auch die Älteste der vier Kinder. Vor knapp drei Jahren ist die damals 15-Jährige zu ihrem Vater nach Dänemark gegangen. "Ausgerissen" sei sie, heißt es. "Es ging einfach nicht mehr", erzählt die Teenagerin. Nach ihren Worten sei es im Hamburger Zuhause bei der Mutter streng zugegangen, die Erwartungen seien hoch gewesen.

"Vier Tage pro Woche hatten wir Hobbys. Hockey, Ballett, Klavier, Leichtathletik, Schwimmen, Flöte, dazu kam Nachhilfe. Hockeyspiele am Wochenende. Und dann Verabredungen, die sie getroffen hat. Du hast nie freigekriegt. Du durftest unter der Woche nie mal im Bett liegen. Am Wochenende wurden wir auch früh geweckt, weil wir alle zusammen frühstücken sollten – fertig angezogen natürlich." Das Mädchen habe nach den jüngeren Geschwistern gesehen, für sie gekocht und die Hausaufgabenbetreuung übernommen. "Ich hatte viel zu viel Druck."

Großvater Eugen Block, Gründer der Steakhouse-Kette, ist nicht nur der Firmenpatriarch, sondern wird von der Enkelin auch als der unanfechtbare Entscheider innerhalb der Familie skizziert. Als sie einst ihr Kinderzimmer neu gestalten wollte, habe der heute 83-Jährige die Neueinrichtung in die Hand genommen – nach seinem Geschmack.

Block hat inzwischen auch beim Amtsgericht Hamburg das Umgangsrecht für seine Enkelkinder beantragt. Sein Ex-Schwiegersohn indes will nun offenbar auch seine 15-jährige Tochter bei sich in Dänemark haben. "Wir wollen sie da rausholen. Sie kann in diesem Umfeld nicht bleiben“, so Hensel.

Blocks Anwalt äußert sich

Inzwischen hat sich Christina Blocks Anwalt zu Hensels Entscheidung geäußert, vor allem seine jüngste Tochter gegenüber der Presse über das Geschehene sprechen zu lassen: "Erneut versucht der durch die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen der Entziehung der beiden Kinder angeklagte Hensel die schutzbedürftigen, minderjährigen Kinder öffentlich vorzuführen, um sich in der Öffentlichkeit ein besseres Bild zu ergattern, und die wehrlosen Kinder zur weiteren unberechtigten Diskreditierung der Kindesmutter zu missbrauchen", erklärt Otmar Kury gegenüber "Bild".

Der erbitterte Sorgerechtsstreit im Fall Block

Christina Block und Stephan Hensel heirateten im Jahr 2005. Neun Jahre später entschloss sich das Paar zur Trennung. Die Scheidung erfolgte 2018. Seit Jahren tobt ein Sorgerechtsstreit um die gemeinsamen jüngsten Kinder zwischen beiden. Hensel zog nach Dänemark und behielt Tochter und Sohn nach einem Besuch bei sich. Es sei ihr freiwilliger Entschluss gewesen, künftig beim Vater zu leben, behauptete er. Die Kinder sind bereits seit zwei Jahren in seiner Obhut, obwohl ein Hamburger Gericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht vorläufig auf die Mutter übertragen hatte.

Inzwischen ermitteln sowohl deutsche als auch dänische Behörden aufgrund der Ereignisse in der Silvesternacht.

Verwendete Quellen: zeit.de, bild.de

amaGala